6 Tage Ultra Running rund um den Sognefjord, dem längsten Fjord der Welt
Seit meiner Kindheit bin ich fasziniert vom Sognefjord. Ich bin jeden Tag zu Hause in Kyrkjebø aufgewacht - umgeben von Bergen und der Fjord zu meinen Füßen. Dass die Natur hier unser Leben, unsere Liebe und unsere Freude beeinflusst, ist eine Tatsache. Wenn man seinen Blick über den Horizont schweifen lässt, verliert man sich regelrecht in der Schönheit des längsten Fjords der Welt.
Wenn man ausgehend vom Skjolden nach Osten schaut, sieht man zuerst den 2000 Meter hohen Gipfel des Jostedalsbreen, der sich im blauen Wasser des Fjords spiegelt. Lässt man seinen Blick dann weiter Richtung Westen schweifen, sieht man zunächst den Hyllestad und dann den berühmten Berg Lihesten.
Der Sognefjord und die Nordsee treffen im Süden aufeinander und am Horizont kann man schon die Färöer- Inseln erahnen. Die Schönheit der Natur umgibt einen hier vollkommen und man fühlt sich frei.
Meine Karriere als Profiläuferin
Die Freude und die Leidenschaft für die Berge motivieren mich. Ich denke das ist der Grund für meinen Erfolg als Trailrunner in Norwegen. Wenn man international an Wettkämpfen teilnimmt, ist es definitiv ein Vorteil jeden Tag am Fuße der anspruchsvollen Berge des Sognejords aufzuwachen.
Letzte Saison bin ich Dritte in der Sky Running World Serie geworden. Aber dieses Jahr wollte ich im Juli nicht an Wettkämpfen teilnehmen, sondern einfach nur für mich laufen. Ich wollte meine eigenen Grenzen austesten und mich selbst zu neuen Höchstleistungen antreiben.
© Haakon Lundkvist
Projekt: Running Sognefjord
Ich bin einmal komplett um den Sognefjord und dessen Gipfel gelaufen. Um den Touristen aus dem Weg zu gehen, hielt ich mich dabei auf den höher gelegenen Trails und kam so in den Genuss der besten Ausblicke über den Fjord. Die ursprünglich geplante Route war insgesamt ca. 250 Kilometer lang und mit etwa 20.000 Höhenmetern in nur 6 oder 7 Tagen. Jeder Tag sollte eine neue Herausforderung werden:
Tag 1: Skjolden – Gaupne, 37 km, 3.546 Höhenmeter
Tag 2: Gaupne – Sogndal, 56 km, 3.200 Höhenmeter
Tag 3: Sogndal – Balestrand, 52 km, 4.200 Höhenmeter
Tag 4: Balestrand – Kyrkiebø, 53 km, 2.850 Höhenmeter
Tag 5: Kyrkiebø – Leirvik, 60 km, 3.800 Höhenmeter
Tag 6: Leirvik – Porten, 35 km, 2.001 Höhenmeter
Vor einiger Zeit wurde meine Mutter mit Multipler Sklerose diagnostiziert. Nur dank dem frühen Einschreiten der Ärzte geht es ihr inzwischen wieder gut und die Krankheit ist vorerst gestoppt. Oft genossen wir an den Wochenenden die Natur am Fjord. Das hat ihr sichtlich gut getan!
© Havard Nesbo
Genau hier kam mir dann die Idee zu diesem Projekt: Ich wollte entlang des längsten Fjords der Welt laufen - für all jene, die nicht selbst laufen können und für meine Mutter. Ich wollte mit meinem Lauf meine Freude darüber zeigen, dass sie sich hier so schnell erholt hat - in “meinen” Bergen, die ein so wichtiger Teil meines Lebens sind.
Ich konzentrierte mich auf die anspruchsvolleren Trails rund um den Sognefjord. Etwa zwei Drittel absolvierte ich auf alpinen Trails und Wildpfaden. Das restliche Drittel der Strecke lief ich durch Buschland, über Geröll und durch Sumpfgebiete. Auf den langen Tagesdistanzen ging es die meiste Zeit steil Bergauf oder Bergab. Deshalb konnte ich nur selten rhythmisch Laufen, wodurch sich die Etappen auf bis zu 10 Stunden ausdehnten.
© Tiril Fossheim
303 Kilometer – 20.850 Höhenmeter – 6 Tage
Obwohl ich ohne Startnummer lief, wollte ich trotzdem schnell und leicht unterwegs sein. Das ist, was ich so sehr am Trail Running liebe. Man fühlt sich dabei schnell, stark und leichtfüßig. Nur die nötigste Ausrüstung, die Natur und ich, mehr nicht!
Wenn man alleine, hoch oben in den Bergen unterwegs ist, ist ein gewisser Respekt vor der Natur angebracht. Passiert etwas, ist nicht einfach jemand in der Nähe, der einem helfen könnte. Vor- und Weitsicht sind deshalb essentiell. Auch die Ausrüstung trägt dazu bei: Sie muss einerseits leicht sein und man muss sich auf sie verlassen können. Stundenlang durch schwieriges Gelände und durch Büsche laufen darf für das Material kein Problem sein. Außerdem müssen die Schuhe super Grip haben, damit man nicht auf matschigen oder steinigen Trails ausrutscht. Dann braucht es noch einen Rucksack, der nicht beim Laufen stört und trotzdem groß genug ist für den Tagesbedarf, wie Essen, Trinken, Klamotten und GPS.
You don’t need much to have fun in the nature, but the little you need, needs to be the best quality and fit as possible.
© Tiril Fossheim